Akihabara und Ikebukuro

Hier steppt der Bär! Es ist kaum in Worte zu fassen, was hier geboten wird – vor allem für Zocker und Animefans. Eine solche Dimension haben wir noch nirgendwo sonst auf der Welt erlebt. Schrill, verrückt, abgefahren – mir fehlen die Worte, um das zu beschreiben, was wir hier gesehen haben.

Betritt man diese Viertel, fühlt es sich an, als wäre man in einem riesigen Casino. An jeder Ecke stehen Gacha-Automaten, aus denen man für wenig Geld zufällige Figuren ziehen kann – doch welche genau, bleibt eine Überraschung. Auf nahezu jedem Ground Floor der Gebäude befinden sich Spielhallen, in denen man sein Glück versuchen kann, um ein Plüschtier oder eine Animefigur zu ergattern. Und tatsächlich scheint man hier gewinnen zu können – wir haben mehrmals Leute gesehen, die stolz ihre Preise mitnahmen. Die meisten Gebäude erstrecken sich über sieben bis acht Stockwerke, in denen sich alles um Animes, Mangas und Merchandise dreht. Falls einmal keine Mangas zu finden sind, dann dominieren Computerspiele oder das passende Zubehör für Switch, PC und Co. das Angebot. Doch nicht nur das Angebot ist verrückt – auch das Essen und die Cafés sind es. Von aufwendig verzierten Speisen bis hin zu außergewöhnlichen Bedienungen gibt es hier alles, was man sich vorstellen kann. Was wir damit meinen? Das erklären wir jetzt.


Themen-Cafés – eine Welt für sich

Es gibt hier eine große Auswahl an Tier-Cafés – zum Beispiel für Igel, Katzen oder Hunde. Ob man das nun süß findet oder als fragwürdige Tierhaltung empfindet, bleibt jedem selbst überlassen. Das System ist überall gleich: Man zahlt Eintritt und kann dann 30, 60 oder 90 Minuten im Café verbringen. Der einzige Unterschied liegt darin, ob Getränke im Preis inbegriffen sind. In manchen dieser Cafés gibt es nicht einmal Bedienungen – stattdessen holt man sich sein Getränk aus einem Automaten.

Noch spezieller sind die berühmten Maid-Cafés. Hier geht es darum, dem Alltag zu entfliehen und in eine Märchenwelt einzutauchen. Gäste werden teilweise als "Goshujin-sama" (Meister) oder "Ojou-sama" (Prinzessin) angesprochen, um eine freundliche, fast familiäre Atmosphäre zu schaffen. Eine Besonderheit sind die verspielten Interaktionen: In manchen Cafés wird dein Essen "verzaubert" – mit einem fröhlichen "Moe Moe Kyun!" soll es noch köstlicher werden. Der spezielle Kleidungsstil der Maids ist eng mit der Cosplay- und Kawaii-Kultur verknüpft. Während er auf uns Europäer zunächst vielleicht sexy wirkt, soll er eigentlich einfach nur "kawaii" (niedlich) sein. Da Akihabara ein Anime- und Manga-Viertel ist, passt dieser Stil perfekt ins Gesamtbild. Die Cafés sind oft liebevoll im Anime-Stil eingerichtet und bieten eine ganz eigene Atmosphäre. Doch das ist noch nicht alles: Gäste können personalisierte Souvenirs und Erinnerungsfotos mit ihrer Lieblings-Maid machen. Für Stammkunden geht es hier nicht nur um das Café-Erlebnis selbst, sondern oft auch um soziale Interaktion. Es entstehen richtige Freundschaften zu den Maids – ganz ohne romantische Hintergedanken. Zusammengefasst: Diese Cafés bieten eine Möglichkeit, dem strengen japanischen Alltag zu entfliehen und für kurze Zeit in eine fantasievolle Welt einzutauchen – mit besonderen Begleitern, die nur darauf warten, dich willkommen zu heißen.

Wir selbst haben bisher noch keines dieser Cafés besucht.

Diese Viertel haben uns einfach umgehauen. Überall schrille Musik, blinkende Lichter und eine Atmosphäre, die mit nichts zu vergleichen ist, was wir von zu Hause kennen. Nichts ist hier "normal" – und genau das macht den Reiz aus. Eine unglaubliche Erfahrung, die wir unser Leben lang nicht vergessen werden!

Klischees in Tokio: Widersprüche im Alltag
In Tokio sind uns einige Klischees aufgefallen, die teilweise recht widersprüchlich sind.

Distanz und Nähe
Die Japaner achten stets darauf, Distanz zu wahren. So lassen sie uns auf Gehwegen immer vorgehen, was sehr respektvoll wirkt. In den Ubahnen scheint diese Distanz jedoch plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Je mehr Leute reinpassen, desto besser. Interessanterweise lassen sie uns an jeder Kreuzung ebenfalls vor, doch dies geschieht immer wortlos und oft ohne Blickkontakt – ein einfaches Nicken reicht aus. Trotz dieser Distanz sind die Japaner jedoch bereit zu helfen. Wir wurden bereits das ein oder andere Mal angesprochen, als wir hilflos an einer U-Bahn-Station standen. Es ist eine seltsame Mischung aus Höflichkeit und Zurückhaltung, die einen oft verwirrt.

Lärm und Ruhe in der Stadt
Tokio ist eine hektische, pulsierende Stadt – und das merkt man auch am Geräuschpegel. In fast jeder Ecke läuft ständig Musik. Selbst an Geldautomaten in den U-Bahn-Stationen wird Musik gespielt, und in den Geschäften schallt aus verschiedenen Ecken unterschiedliche Musik. In den Supermärkten und Malls gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Sounds. Sobald man jedoch in die U-Bahn einsteigt, fühlt es sich wie ein völliger Kontrast an. Plötzlich ist es ruhig, leise, und jeder schaut gebannt auf sein Smartphone. Selbst wenn eine Person an einer Haltestelle aussteigen muss und die U-Bahn brechend voll ist, geschieht das Aussteigen wortlos. Wer vor der Tür steht, tritt einfach zur Seite, und das war's – keine Hektik, kein Gedrängel.

 

Englisch und Kommunikation
Das Thema "Englisch sprechen" ist ebenfalls interessant. In vielen Restaurants kommt man ohne Google Übersetzer nicht sehr weit, da oft keine Menüs auf Englisch vorhanden sind. In Convenience Stores oder an Informationsschaltern kann man sich jedoch gut verständigen. Hier ist die Kommunikation deutlich einfacher, da viele Japaner zumindest ein paar grundlegende Englischkenntnisse haben.

Pünktlichkeit der Züge
Ein weiteres Klischee, das sich als nicht immer wahr herausstellt, betrifft die Pünktlichkeit der Züge. Zwar sind die Züge in Tokio generell sehr zuverlässig, aber die U-Bahnen haben manchmal "erhbliche" Verspätungen, die sich meist auf 4 bis 5 Minuten beschränken. Dies fällt jedoch kaum ins Gewicht, da die Verspätungen immer noch deutlich kürzer sind als in vielen anderen Städten. Anders sieht es bei den Regionalzügen aus – hier sind die Züge wirklich auf die Sekunde genau pünktlich, aber dazu berichten wir mehr im Hakone-Bericht.